Der Renteneintritt markiert einen Wendepunkt im Leben. Nicht nur, weil Tagesablauf und alltägliche Routinen sich verändern. Auch in Sachen Finanzen musst du umplanen. Schließlich ist die Rente, die du im Ruhestand bekommst, in der Regel nur ein Teil deines vorherigen Gehalts. Dadurch entsteht die sogenannte Rentenlücke – der Differenzbetrag zwischen dem letzten Gehalt und der Höhe der Rentenbezüge.
Die Rentenlücke ist auch unter dem Begriff Versorgungslücke bekannt. Denn bei der Finanzierung deines täglichen Lebens entsteht ein Defizit, das die staatliche Rente nicht decken kann. Warum das so ist, wie du dich effektiv auf den Ruhestand vorbereitest und wie du die Rentenlücke schließen kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Eine Studie im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) spricht Bände: Die Jahrgänge ab 1990 müssen rund 117.000 Euro zurücklegen, um ihren gegenwärtigen Lebensstandard aufrechterhalten zu können.¹ Denn die gesetzliche Rente entspricht nur einem Bruchteil des Erwerbseinkommens, sodass jeden Monat mehrere hundert Euro fehlen. Von der Rentenlücke betroffen sind besonders Singles, Un- und Angelernte, Selbstständige ohne Mitarbeiter und Frauen.
Das Rentenniveau – also das Verhältnis der gesetzlichen Durchschnittsrente im Vergleich zum durchschnittlichen Gehalt – liegt in Deutschland bei 48%.² Dieser Wert liegt gemäß der OECD-Studie deutlich unter dem EU-Durchschnitt von circa 70%.³ Rentner haben somit viel weniger Geld zur Verfügung als noch im Berufsleben.
Nach Schätzungen wird das Rentenniveau noch weiter sinken. Die Gründe hierfür liegen im demografischen Wandel und dem anstehenden Renteneintritt der geburtenstarken „Babyboomer“-Generation. Kurz gesagt: Weniger Einzahlungen durch junge Arbeitnehmer, mehr Auszahlungen an Rentenempfänger.
Das deutsche Rentensystem ist so aufgebaut, dass nach dem Prinzip des Generationenvertrags die Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen. Mit diesen Einzahlungen werden wiederum die Renten der Ruheständler, also der Personen, die aktuell im Ruhestand sind, gedeckt. Weil die Finanzmittel der Rentenversicherung jedoch nicht reichen, führt der Staat zusätzlich zu diesem Umlageverfahren noch Steuergelder hinzu.
Zudem verfügten 2015 circa 43% der Deutschen über keine betriebliche Altersvorsorge.⁴ Mit dieser Problematik sehen sich unter anderem Geringverdiener, prekär Beschäftigte, aber auch viele Teilzeitbeschäftigte konfrontiert. Die Teilzeitfalle kann darum – neben psychischen Leiden wie Burn-out und Depressionen wegen Unterforderung – vor allem zu finanziellen Problemen führen. Wer den Großteil seines Lebens nicht vollzeitbeschäftigt war, bekommt eine entsprechend niedrigere Rente. Die Gefahr, in die Altersarmut abzurutschen, ist dann hoch. Auch wenn heute dein Gehalt mit der reduzierten Stundenzahl ausreicht, solltest du dies im Hinterkopf behalten und entsprechend vorsorgen.
Natürlich muss es nicht so dramatisch kommen. Aber durch eine unzureichende Finanzplanung und fehlende Absicherung kann schnell eine Rentenlücke entstehen und über einen längeren Zeitraum zu einer ernsthaften finanziellen Belastung werden. Damit das nicht passiert und du deine Rente später mit deinem gewohnten Lebensstandard genießen kannst, solltest du deine Finanzmittel und deinen Geldbedarf kennen.
Wie groß dein Geldbedarf im Alter ist, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Wie steht es um deine Gesundheit? Welche Fixkosten musst du monatlich abdecken? Hast du eine Familie, die verpflegt werden möchte? Demgegenüber stehen deine finanziellen Mittel. Neben der gesetzlichen Rente können das beispielsweise sein:
Vergleichst du diese beiden Größen, erkennst du schnell, wie es um deine finanzielle Situation im Alter bestellt sein wird. Dabei lässt sich natürlich vorausschauend nicht genau die Höhe deines Finanzbedarfs definieren. Als Faustformel kannst du aber von etwa 70 bis 80% deines letzten Nettoeinkommens vor Renteneintritt ausgehen.
Um zu wissen, was auf dich zukommt, ist es gut, wenn du deine Rentenlücke kennst. So kannst du dich bestmöglich vorbereiten und früh genug Gegenmaßnahmen einleiten. Auf den ersten Blick ist die Berechnung der Rentenlücke einfach:
Ganz so simpel ist es dann aber doch nicht, da einige Faktoren die Berechnung verzerren:
Wenn du deine Rentenlücke berechnest, behalte im Hinterkopf, dass das Ergebnis eine rein theoretische Größe ist. Eine hundertprozentige Voraussage, wie deine finanzielle Situation im Alter aussehen wird, lässt sich nicht treffen.
Gerade bei jungen Leuten ist es darum schwierig, die Rentenlücke zu berechnen. Denn sowohl individuelle als auch gesamtgesellschaftliche Entwicklungen sind kaum vorhersehbar. Sicherlich ändert sich dein Gehalt noch einmal. Oder deine Familienplanung entwickelt sich anders als gedacht. Trotzdem ist es gut, eine ungefähre Vorstellung von der eigenen Finanzsituation im Ruhestand zu haben – zumal gerade junge Menschen noch über die Zeit und Möglichkeiten verfügen, vorzusorgen und die Rentenlücke zu schließen.
Mit unserem Rentenlücken-Rechner kannst du jederzeit überprüfen, wie groß deine Versorgungslücke zum jetzigen Zeitpunkt ist. Ändert sich deine persönliche Situation, zeigt dir der Rechner, wie sich die neuen Umstände auf deine Rentenlücke auswirken. Dazu braucht es meist nur einige wenige Angaben wie dein Einkommen oder dein Geburtsjahr.
Damit du deine Rentenlücke regelmäßig berechnen kannst, ist es wichtig, dass du deinen Rentenbescheid im Auge behältst. In dem Dokument informiert dich die Deutsche Rentenversicherung, wie hoch deine Rente voraussichtlich ausfallen wird.
Aber auch hier gilt wieder: Verschiedene Ereignisse im privaten wie beruflichen Leben beeinflussen die Rente. Deshalb ist es schwierig, die Rentenrechnung auf eine simple Formel zu bringen. Zu- und Abzüge fließen genauso in die Berechnung mit ein wie die aktuelle wirtschaftliche Situation des Landes und die Art deiner bezogenen Rente. Hier kann moderne Technologie Abhilfe schaffen: Mit einer Renten-App kannst du deine Rente berechnen, die flexiblen Faktoren passt das Programm dabei automatisch an.
Wenn du weißt, mit welchem Betrag aus der gesetzlichen Rentenversicherung du rechnen kannst, wird es Zeit, über zusätzliche Absicherungen nachzudenken. Die Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge sind dabei vielfältig:
Ganz gleich in welcher Form: Das eigene Vermögen ist ein wichtiger Baustein für die finanzielle Sicherheit im Alter und für die Liquidität. Denn gerade im Alter können schnell und plötzlich Kosten entstehen, mit denen vorher nicht zu rechnen war.
Die gängige Sichtweise, im Ruhestand würde weniger Geld ausgegeben, ist durchaus fragwürdig. Zwar fallen berufsbedingte Ausgaben wie für das Pendeln oder die Berufsbekleidung weg; stattdessen steigen jedoch beispielsweise die Kosten für deine medizinische Versorgung. Mit Einsparungen allein lässt sich die Rentenlücke also in den meisten Fällen nicht schließen. Zumal du deinen Ruhestand eigentlich genießen und jetzt vielleicht mehr Geld für Reisen oder deine Hobbies ausgeben möchtest.
Auf der anderen Seite fallen aber Kosten für manche Versicherungen weg wie gegen Berufsunfähigkeit. Über eine Berufsunfähigkeitsversicherung kannst du im Übrigen zusätzlich zu deiner Altersvorsorge ebenfalls nachdenken. Denn solltest du schon vor deinem Renteneintritt nicht mehr arbeiten können, bringt sie dich bis zum Ruhestand über die Runden. Außerdem würdest du durch deinen Arbeitsausfall weniger Rente bekommen – die Berufsunfähigkeitsversicherung gleicht dieses Defizit jedoch aus. Sie stellt damit so etwas wie einen Basisschutz dar. Willst du außerdem deine Familie möglichst umfassend absichern, könnte es sich zudem lohnen, über eine Risikolebensversicherung nachzudenken.
Die Rente ist ein Thema, das die Politik nur allzu gern aufgreift. Gesellschafts- und wirtschaftspolitische Überlegungen, wie diese gesichert werden kann, gibt es daher zur Genüge. In der Diskussion steht beispielsweise die Finanzierung über Aktien, auch Staatsfonds oder Deutschland-Rente genannt. Auch die Erhöhung der Rentenbeiträge wird immer ins Spiel gebracht. Das Rentenalter anzuheben, lehnen die Regierungsparteien wiederum bislang ab (Stand 08/2019). Eine weitere Möglichkeit wäre, den Kreis der gesetzlich Versicherten auszuweiten, zum Beispiel auf Beamte. So handhabt es aktuell unser Nachbarland Österreich.
Ein Universalrezept, wie du dich über die Jahre hinweg am besten auf die Rentenlücke vorbereitest, gibt es nicht. Denn so individuell verschieden die Lebenssituationen eines jeden einzelnen Menschen sind, so vielfältig ist auch das Angebot an Lösungen. Wenn du dir unsicher bist, welche Option zu deinen persönlichen Bedürfnissen passt, kannst du dich an einen Rentenberater wie Prosperity wenden.
Rentenlücke berechnenGrundsätzlich lässt sich sagen: Ganz gleich, für welche Art der Vorsorge du dich letztlich entscheidest – wichtig ist, dass du dich frühzeitig darum kümmerst. Deshalb ist es auch sinnvoll, die eigene Rentenlücke regelmäßig neu zu berechnen. Denn Lebensumstände, Wirtschaft und deine berufliche Situation können sich ständig ändern. Und eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete – in diesem Fall vielleicht sogar wortwörtlich.
¹ https://www.asscompact.de/nachrichten/so-viel-m%C3%BCssen-j%C3%BCngere-sparen-um-ihre-rentenl%C3%BCcke-zu-schlie%C3%9Fen (zuletzt abgerufen am 29.08.2019)
² https://www.mdr.de/nachrichten/politik/hintergrund-renten-in-europa-100.html (zuletzt abgerufen am 20.08.2019)
³ https://www.weforum.org/agenda/2018/02/retirees-in-these-countries-receive-100-of-a-working-salary/ (zuletzt abgerufen am 20.08.2019)
⁴ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/628992/umfrage/verbreitungsquote-der-betrieblichen-altersversorgung-in-deutschland/ (zuletzt abgerufen am 10.09.2019)
⁵ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1046/umfrage/inflationsrate-veraenderung-des-verbraucherpreisindexes-zum-vorjahr/ (zuletzt abgerufen am 30.08.2019)
⁶ https://www.juraforum.de/lexikon/rentenbesteuerung (zuletzt abgerufen am 30.08.2019)
⁷ https://www.einfach-rente.de/private-rentenversicherung-besteuerung (zuletzt abgerufen am 30.08.2019)
Rentenlücke muss nicht sein. Jetzt vorsorgen.